Was ist Ghostwriting?
Das Wort Ghostwriter stammt aus dem Englischen und lässt sich als „Geistschreiber“ übersetzen. Allerdings hat das Ghostwriting nichts mit irgendwelchen paranormalen Phänomenen zu tun, wie etwa dem der spiritistischen Sitzungen, bei denen Menschen versuchen, mithilfe von Alphabettafeln mit Geistern von Verstorbenen Kontakt aufzunehmen, um Botschaften aus dem Jenseits zu erhalten. Als Ghostwriter werden im Allgemeinen Schreiber bezeichnet, die Texte im Auftrag anderer anfertigen und zum Zeitpunkt der Veröffentlichung selbst – wie ein Geist – komplett im Hintergrund bleiben.
Anders als beispielsweise bei Zeitungsartikeln unserer Zeit, die von den tatsächlichen Verfassern zumindest für gewöhnlich unterzeichnet werden, können die Leser oder Hörer die Texte der Ghostwriter nicht ohne Weiteres den vermeintlichen Originalverfassern zuordnen. In vielen Fällen ist es sogar gang und gäbe, dass die Beauftragenden solcher Dienstleistungen die Werke unter ihrem eigenen Namen veröffentlichen. Die Beauftragung der meisten Ghostwriter geschieht unter der Prämisse, dass diese absolut anonym bleiben und die Schriften selbst nach Überlassung in keinster Weise mehr verwenden dürfen. Deshalb werden im Vorfeld entsprechende Vereinbarungen getroffen, die dem Auftraggeber die für die Weiterverwendung des Textes notwendigen Nutzungsrechte einräumen.
Seit wann gibt es Ghostwriter?
Das Phänomen dürfte fast so alt wie die Schrift selbst sein. Denn zum Beispiel schon die Schreiber im alten Ägypten, die eigentlich ein hohes Ansehen genossen, weil sie unter anderem auch Aufgaben wirtschaftlicher Bedeutung übernahmen, spielten bei der Veröffentlichung bestimmter Texte, wie beispielsweise der Reden ihrer Pharaonen, eine eher untergeordnete Rolle. Schon bei den Griechen der Antike gab es Schreiber, die Texte verfassten, mittels derer letztenendes andere kommunizierten als sie selbst. Im alten Griechenland gab es Logographen, die für das Schreiben von Gerichtstexten zuständig waren. So wurde Freunden oder Verwandten von Klägern oder Angeklagten erlaubt, Fürsprachen zu verfassen. Diese mussten von den jeweiligen Parteien auswendig gelernt und während der Prozesse vorgebracht werden. Auch in den Zeiten des Römischen Reiches gab es ein spezielles Betätigungsfeld für Schreiber. Denn beispielsweise ließen sich die herrschenden Kaiser Nero und Domitian ihre Reden von den sogenannten „Scriptores orationis“ verfassen, bevor diese dem Volk vorgetragen wurden.
Sogar viele der Schriften im weltberühmten „Buch der Bücher“ – der Bibel – sind nicht eindeutig ihren ursprünglichen Verfassern zuzuordnen. Bekanntlich wurden die Schriftensammlungen im Laufe der Zeit ohnehin aus verschiedenen Sprachen übersetzt, übertragen, stellenweise abgeändert und ergänzt. Darüber hinaus wurden nach Meinung vieler heutiger Forscher beispielsweise einige der Briefe des Apostel Paulus gar nicht von Paulus selbst verfasst. Tatsächlich wird angenommen, diese das Werk seiner Schüler sind. Ein weiterer populärer Fall des systematischen Ghostwritings ist der des weltbekannten und wahrscheinlich größten Komponisten, der je gelebt hat – Wolfgang Amadeus Mozart. So schrieb er seinerzeit Vorlagen für Lieder auf Bitte und im Namen seiner Freunde, um diesen unter die Arme zu greifen oder ihnen einen Freundschaftsdienst zu erweisen.